Besuch Korrespondenzklasse Trient VS
Ende April 2010 war es so weit: die 5. und 6. Klasse der Schule Guttannen machte sich auf die Reise ins Wallis, wo sie bei der Austauschklasse in Trient für zwei Tage zu einem Besuch eingeladen waren. Vorgängig waren Briefe und hin und her geschickt worden. Die Kinder aus Guttannen erfuhren, bei welcher Familie sie übernachten dürfen und die Kinder aus Trient wollten nochmals genau wissen, welche Guttanner Kinder wie alt sind und auch, wann sie Geburtstag hätten, denn prompt durfte in Trient ein Guttanner Geburtstagskind gefeiert werden. Dank dem Lötschbergtunnel dauert die Reise ins Wallis nicht mehr so lange wie noch vor wenigen Jahren und die Reise gestaltete sich mit Spielen, aus dem Fenster schauen und recht häufigem Umsteigen sehr kurzweilig. Spannend und eindrücklich war die letzte Etappe der Reise: Die Fahrt mit dem Mont-Blanc-Express von Martigny nach Le Châtelard. Atemberaubend steil und oftmals nahe an tiefen Schluchten und Abgründen schlängelte sich die kleine Bahn steil dem Berg hinauf und liess auch die berggewohnten Kinder aus Guttannen immer wieder staunen.
In Le Châtelard wurden alle von Eltern und Schulkommissionsmitgliedern per Auto abgeholt und nach Trient gefahren, wo die Schulkinder bereits ungeduldig auf den Deutschschweizer Besuch warteten. Noch etwas zurückhaltend war die Begrüssung, ein bisschen Hemmungen hatten alle, auch wenn sie sich im vergangenen Jahr bereits in Guttannen getroffen hatten. Beim gemeinsamen Picknick und Fussballspiel waren aber vielerorts die Hemmungen verflogen und da und dort wurde bereits eifrig in der jeweils „andern“ Sprache Kontakt gesucht. „Je vais dormir chez toi. Où-est-ce que tu habites?“ oder „Du schläfst bei mir, wir haben sieben Katzen“, war da etwas zu vernehmen. Während die Mädchen rasch Kontakt knüpften und die Sprachbarrieren überwanden, tobten sich die Jungs noch beim gemeinsamen Fussballspiel aus und kamen sich dort auf andere Weise näher. Bald schon startete ein perfekt vorbereitetes Nachmittagsprogramm, welches den Guttanner Kindern das Dorf, seine Menschen und Tiere näher brachte. Verschiedene Eltern und Schulkommissionsmitglieder hatten sich gerne bereit erklärt, die Ideen ihrer Kinder umzusetzen und den „Petits Suisses“ ihr Dorf in verschiedenster Art und Weise näher zu bringen. In der „protéction civile“ beispielsweise tauchten die Kinder nicht nur in den Untergrund ein, sondern auch in die Vergangenheit. Die Zivilschutzanlage des kleinen Bergdorfes beherbergt nämlich auch dessen Gemeindearchiv und die Schulkommissionspräsidentin wusste in den alten Büchern viel Spannendes zu zeigen. So waren etwa die Sitzungsprotokolle des Gemeinderates früher stets mit kunstvollen Zeichnungen verziert worden. Der Besuch beim lokalen Glasbläser war bestimmt für alle Kinder ein Höhepunkt! Bewusst langsam und in gut verständlichem Französisch sprechend erläuterte und demonstrierte der Glaskünstler, wie aus einfachen Glasstäben echte Kunstwerke werden. In wohl nur 20 Minuten zauberte er in ein Glas prächtige, filigrane Trauben mit Blättern und feinsten Stielen: nicht nur die Guttanner Kinder kamen aus dem Staunen kaum heraus. In der grossen und farbenfroh ausgestalteten Kirche von Trient wartete ein Vater einer Schülerin, liess zur Feier des Tages die Glocken läuten und die Kinder durften mit ihm zusammen die engen Treppen des Kirchturms bis zu den Glocken hinauf steigen! Im Garten eines Schülers hatte dieser einen kleinen Parcours vorbereitet, während dem es verschiedene seiner Haustiere zu entdecken gab, versteckte Schoggieier zu finden waren, Wachteleier degustiert und die herzigen kleinen Junghasen gestreichelt werden durfte. Auch ein Quiz zum Ertasten von verschiedenen Futterkörnern seiner Heimtiere hatte der engagierte Junge vorbereitet. Bald schon wartete eine weitere Überraschung auf die Kinder: in flottem Tempo durften sie mit Pferd und Wagen über Land ziehen und wurden zu einem Bauernhof gefahren, wo es Ziegen, Esel und verschiedene Kuhrassen zu bewundern gab. Die Bäuerin, Mutter einer ehemaligen Austauschschülerin, hatte für die Guttanner Kinder zudem ein schmuckes Körbchen mit Leckerbissen aus eigener Produktion vorbereitet, welches die Klasse mit nach Hause nehmen und dort als Erinnerung an den Besuch in Trient geniessen durfte. Ein letzter Besuch galt einem Lawinenzug, der – wie auch in Guttannen – nahe dem Dorfrand zu bestaunen war. Bei dieser Gelegenheit erfuhren die Kinder mehr über die Lebens-Situation im Winter. Voller Eindrücke ging’s zurück ins Schulhaus, wo ein süsses Zvieri bereit stand. Nach einem weiteren Fussballspiel war bereits Nachtessens- Zeit. Im Gemeindesääli hatten gute Geister aus dem Dorf ein herrliches Raclette- Znacht vorbereitet, welches alle sehr genossen: ein typisches Walliser Gericht natürlich! Anschliessend packten die Guttanner Kinder ihre Rucksäcke und machten sich mit ihren „correspondents“ auf den Weg zu deren Familien. Während die einen unweit des Schulhauses nächtigten, hatten andere noch abenteuerliche Autofahrten in ganz abgelegene Weiler vor sich. Wie viel nachts vor dem Einschlafen noch zusammen geplaudert und gespielt wurde, entzieht sich dem Wissen des Berichterstatters, doch die Kinder erzählten tags darauf von verschiedenen abendlichen Aktivitäten. Nachdem am zweiten Tag des Besuches alle in den Familien mit einem bestimmt reichhaltigen Frühstück verwöhnt worden waren, galt es für alle pünktlich um acht im Klassenzimmer zum Unterricht zu erscheinen. Es stand eine gemeinsame Sprachstunde mit Gesang, Theater und Spiel auf dem Programm. Es versteht sich von selber, dass die Guttanner Kinder angehalten waren, französisch zu sprechen, während sich ihre Kameraden aus Trient in der deutschen Sprache übten. Drei „atéliers“ folgten dieser Unterrichtssequenz. Während in einem Zimmer gemeinsam ein Znüni in Form von „canapés“ vorbereitet wurde, wurde in einem Zimmer ein fröhliches Spiel gespielt und in einem dritten Raum ein Rahmen für eine tags zuvor aufgenommene Gruppenfoto gebastelt. Die Zeit verflog schnell und bald wurde im Gemeindesaal zum Mittagessen gerufen. Ein Profikoch und Vater einer Schülerin sowie verschiedene Eltern hatten neben einem köstlichen Pasta- Zmittag auch ein grosses Dessertbuffet hingezaubert. Für das Guttanner Geburtstagskind war eine wunderschöne Torte gebacken worden und aus vielen vielen Kehlen erklang alsdann das Geburtstagslied. Beim Mittagessen waren auch verschiedene Eltern, Vertreter der Gemeindebehörden und Lehrkräfte dabei: das ganze Dorf schien an unserem Austausch sehr interessiert und viele hatten sich sehr dafür engagiert, den Guttanner Kindern zwei spannende Tage zu bescheren. Zu schade, dass die vorrückende Zeit nicht mehr zu lange am Dessertbuffet verweilen liess, der Moment der Abreise war gekommen. Bei der Bushaltestelle wurden alle vom Westschweizer Fernsehen TSR erwartet. Nicht, dass diese die beiden Austauschklassen hätten filmen wollen, sondern es waren Aufnahmen geplant im Rahmen einer befürchteten Stilllegung der zu wenig frequentierten Buslinine Trient- Martigny. Da kam die munter Schülerschar natürlich gerade richtig (oder nicht?): jedenfalls gab es fürs Fernsehteam an diesem Tag keine leeren Sitzreihen sondern ein Postauto voller fröhlicher Kinder zu filmen und einige Tage später waren die beiden Klassen wirklich im welschen Fernsehen zu sehen. Einigen Kindern viel der Abschied gar nicht so leicht. Für die Guttanner Kinder ging’s mit eindrücklicher Postautofahrt nach Martigny hinunter, dann im Zug bis Visp, weiter nach Spiez, Interlaken, Meiringen, Innertkirchen und per Postauto wieder nach Guttannen hinauf. Müde aber voller neuer Erfahrungen und mit vielen Erinnerungen kehrten die Guttanner SchülerInnen gegen Abend in ihre Familien zurück und hatten gewiss ganz schön viel zu erzählen. Die Gastfreundschaft der Bewohner von Trient hatte uns alle sehr beeindruckt! |